Der folgende Text ist in erster Linie ein persönlicher, denn mein Beruf und meine Biografie sind eng miteinander verwoben. Sprache und Kommunikation haben mich schon immer fasziniert. Sehr früh brachte ich mir eigenständig Lesen bei und es erschloss sich mir plötzlich eine völlig neue Welt. Seither fand man mich selten irgendwo ohne ein Buch oder einen Comic. Ich las alles, was mir zwischen die Finger kam. Heute weiß ich, was für ein Privileg es ist, sich auf diese Weise einen Zugang zu Informationen verschaffen zu können. Wer auf Leichte oder Einfache Sprache angewiesen ist, der steht vor vielen Texten wie vor einer verschlossenen Tür. Als mir dies im Rahmen meines Studiums an der Universtität Hildesheim so richtig bewusst wurde, war mein weiterer beruflicher Weg auf einmal sehr klar.
Dass verständliche Kommunikation für mich schon immer einen hohen Stellenwert hatte, liegt sicherlich mit darin begründet, dass ich autistisch bin. Auch wenn ich diese Diagnose erst Anfang 30 erhielt, hatte ich schon früh lernen müssen, wie vielschichtig und verworren Kommunikation sein kann. Subtext, sprachliche Nuancen und Register, non-verbale vs. verbale Kommunikation – all das wurde mit der Zeit zu meinem Spezialinteresse und ist es bis heute geblieben. Im Master-Studium kam dann das Themenfeld der Barrierefreien Kommunikation hinzu und erregte sofort mein Interesse. Eine Form der Sprache, die maximal verständlich sein sollte? Das war wie für mich gemacht. Ich begann mich auf dieses Gebiet zu spezialisieren, arbeitete eine ganze Zeit lang für die dortige Forschungsstelle Leichte Sprache und machte mich im Anschluss selbstständig.
Ich blicke auf viele Jahre Workshop- und Übersetzungserfahrung zurück, sowohl im freiberuflichen Rahmen als auch eingebunden in Unternehmensstrukturen wie während meiner Zeit bei der Lebenshilfe Celle gGmbH, wo ich zudem in einen direkteren Austausch mit der Hauptzielgruppe für Leichte Sprache treten konnte. Seit 2024 trieb es mich jedoch zurück in die Selbstständigkeit; eine Erfahrung, die ich mit vielen anderen neurodiversen Menschen teile, die das Glück haben, in einem dafür passenden Berufsfeld arbeiten zu können. Und so freue ich mich, nun wieder mit voller Authentizität und all meinen Facetten in diesem Bereich tätig zu sein.
Als queere, nicht-binäre Person denke ich beim Thema Inklusion jedoch an mehr als Leichte Sprache. Ich denke daran, dass Sprache sichtbar, aber eben auch unsichtbar machen kann. Dass Sprache ein Ausdruck von Machtverhältnissen ist und in direkter Wechselwirkung mit unserer Kultur und Gesellschaft steht. Deshalb ist es mir ein Anliegen, Menschen auch zu diesen Themen aufzuklären, etwa im Rahmen meiner Gender-Workshops. Vor allem aber arbeite ich besonders gerne mit queeren Organisationen und Menschen zusammen und bringe meine persönliche wie auch fachliche Perspektive in die Projekte ein.
- geboren 1990
- autistisch, ADHS
- queer, nicht-binär
- Pronomen: sie/they
- 2009 bis 2016 Studium an der Universität Hildesheim
„Interkulturelle Kommunikation und Übersetzen“ sowie „Medientext und Medienübersetzung“ - 2015 bis 2016: Projektleitung „Nachrichten und Justiz“ bei der Forschungsstelle Leichte Sprache
- 2016 bis 2019 Selbstständigkeit „Feder·leichte Sprache“
- 2018 bis 2024 Aufbau und Leitung des Büros für Leichte Sprache der Lebenshilfe Celle gGmbH
- seit 2024 Selbstständigkeit „einfach *inklusiv“